Die Gründung und der Start der Handelsplattform Bakkt durch die ICE gilt als eine der größten Nachrichten des Jahres für den Kryptomarkt, wie CNBC-Experte Brian Kelly erklärte. Die Hoffnung liegt darin begründet, dass die ICE die Tore für institutionelle Investoren öffnen könnte und damit große Mengen an neuem Kapital in Bitcoin und den Kryptomarkt fließen. Jedoch gibt es auch skeptische Stimmen, wie die von Caitlin Long, die die Transparenz und das Vertauen in Bitcoin gefährdet sieht.
Bakkt wurde vor etwa zwei Wochen vorgestellt und wird von der Intercontinental Exchange (ICE), der Muttergesellschaft der New Yorker Börse, betrieben. Auf der Börse sollen ab November Kryptowährungen handelbar sein und die Plattform ein vollständiges, reguliertes System zum Kauf, Verkauf, Speichern und Aufbewahren von BTC und Altcoins bieten.
Ein besonderes Augenmerk gilt dabei den Bitcoin Futures, die „physisch“ ausgegeben werden. Dies bedeutet, dass die Bitcoins tatsächlich im Besitz der Bakkt sind und nicht nur Wetten auf den Bitcoin-Preis, wie bei den Bitcoin-Futures der CBOE und CME, darstellen.
Kelly Loeffler, die CEO von Bakkt, hat einen neuen Blogbeitrag veröffentlicht, in dem sie erklärte, dass die neue Handelsplattform der ICE kein Margin und Leverage anbieten bieten wird:
Mit unserer Lösung ist der Kauf und Verkauf von Bitcoin vollständig besichert oder vorfinanziert. Unsere neuen täglichen Bitcoin-Kontrakte werden nicht auf Margin gehandelt, nutzen kein Leverage oder dienen auch nicht dazu, einen Paper Claim auf einen realen Vermögenswert zu erstellen.
Ihrer Ansicht nach würde dies Bakkt von den bestehenden Terminmarkt- und Kryptowährungsbörsen unterscheiden, die Margin- und Leverage-Dienste anbieten.
Dies ist auf den ersten Blick eine sehr erfreuliche Nachricht für den Kryptomarkt. Auch wenn Loeffler schreibt, dass sie kein Margin oder Leverage nutzen werden, gibt es allerdings Bedenken, dass Bakkt andere Hebel anbieten könnte, sogenannte „Secret Leverages“.
Wie Caitlin Long, ehemalige Chairman und Präsidentin bei Symbiont.io, Gründerin der Wyoming Blockchain Coalition und Wall Street Veteranin mit 22 Jahren Erfahrung, in einem Artikel auf Forbes schrieb, könnte Bakkt ein zweischneidiges Schwert sein.
1/ Interesting response from @Bakkt today. For #bitcoin this is good news/bad news. First the good–Bakkt disclosed it's not using margin or leverage (explicitly). That's positive. But then the bad–it was silent about hidden leverage, which is subtle…https://t.co/zkt5RKr4Z2
— Caitlin Long 🔑⚡️🟠 (@CaitlinLong_) August 20, 2018
Einerseits wird die Plattform wahrscheinlich zahlreiche institutionelle Investoren auf den Kryptowährungsmarkt locken, da Bakkt eine sichere Verwahrung größerer Mengen mit entsprechenden Sicherheiten gewährleisten kann. Außerdem könnte der renommierte Name hinter Bakkt, die ICE, dazu beitragen, dass sich die Regulierungsbehörden der Krypto-Branche annähern.
Andererseits könnte die algorithmisch erzwungene Knappheit von Bitcoin, von 21 Millionen BTC, laut Long aufgeweicht und gefährdet werden, wenn die „Wall Street finanzielle Forderungen nach Bitcoin aus dem Nichts schafft“. Wie Long auf Forbes schreibt besteht
die einzige Chance der Wall Street auf die Kontrolle von Kryptowährungen besteht darin, sie über Leverage zu finanzieren – indem sie mehr finanzielle Forderungen an die Coins stellt […] und dadurch die zugrundeliegenden Preise über Derivate-Märkte beeinflusst.
Weiterhin schreibt sie in ihrem Forbes-Artikel, dass
das Finanzsystem leider die Kunst der Hebelfinanzierung perfektioniert hat, und die Ankündigung von ICE über Pläne zur Einführung eines regulierten, physischen Bitcoin-Futures-Kontrakts und eines Warehouses (vorbehaltlich der Genehmigung der CFTC) im November bedeutet, dass wahrscheinlich eine Hebelfinanzierung auf Bitcoin zukommt.
Dasselbe Muster, so Long, sei bereits auf den Rohstoffmärkten wie Gold und Silber zu beobachten gewesen. In der Krypto-Community wird die Aussage, wie Long bemerkte, dass die ICE das Vertrauen in Bitcoin stärken möchte, daher teilweise eher als ironisch betrachtet. Der ICE CEO Jeffrey Sprecher sagte am 03. August in einer Pressemitteilung:
Indem wir eine regulierte, vernetzte Infrastruktur mit institutionellen und Verbraucheranwendungen für digitale Assets zusammenbringen, wollen wir das Vertrauen in die Anlageklasse auf globaler Ebene stärken, im Einklang mit unserer Erfolgsbilanz, Transparenz und Vertrauen in zuvor unregulierte Märkte zu bringen.
Die Krux dahinter ist, dass das Bitcoin Netzwerk bereits Vertrauen und Transparenz besitzt, gerade weil keine zentrale Institution es kontrolliert. Eine zentralisierte Institution wie die ICE, die finanzielle Forderungen nach Bitcoin „aus dem Nichts“ in noch nicht dagewesenen Maßstäben erzeugen kann, könnte dieses Vertrauen und die Transparenz sicherlich aufweichen, indem es durch die Instrumente der Wall Street mehr Bitcoin “erschafft”, als im Code von Bitcoin festgeschrieben.
Ob sich diese Meinung von Long bestätigen wird, bleibt abzuwarten. Zunächst gibt es die offizielle Aussage von Bakkt, dass kein Margin und Leverage angeboten wird.
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