Das Gesetz ist unnötig übereilt und gibt den Versicherungsunternehmen nicht die Möglichkeit, sich auf die Anforderungen einzustellen, argumentiert Fitch
Fitch Ratings, eine der drei großen amerikanischen Ratingagenturen, hat einen Bericht veröffentlicht, in dem sie den Plan El Salvadors kritisiert, Bitcoin als gesetzliches Zahlungsmittel anzuerkennen. Die Agentur argumentiert, dass der Schritt einen negativen Einfluss auf die Kreditwürdigkeit lokaler Versicherungsunternehmen mit Bitcoin-Exposure haben wird und zu unvorhergesehenen Konsequenzen führen könnte.
In einer gestern veröffentlichten Erklärung erklärte Fitch, dass El Salvadors Versicherungsbranche höhere Wechselkurs- und Ertragsvolatilitätsrisiken tragen muss, um Bitcoin im Geldsystem unterzubringen. Die Agentur wies auch auf weitere Überlegungen hin, die lokale Versicherer anstellen müssen, um regulatorische und betriebliche Risiken zu erleichtern, sowie auf Ausgaben für neue IT- und Verwaltungsanforderungen.
Fitch stuft Bitcoin außerdem als "riskanten Vermögenswert" in der Risky Vermögenswert Ratio ein, was bedeutet, dass das Exposure eines Versicherers in Bitcoin inhärent kreditmindernd ist, da Gewinne, die über spekulative Vermögenswerte realisiert werden, sich schnell umkehren und einen volatilen Einkommensstrom erzeugen können.
El Salvador hat am 9. Juni 2021 das Gesetz zur Anerkennung von Bitcoin als gesetzliches Zahlungsmittel verabschiedet. Das Gesetz soll bereits in wenigen Wochen, am 7. September 2021, in Kraft treten. Da das Land seinen Plan für die praktische Umsetzung des Gesetzes noch nicht bekannt gegeben hat und es keine vergleichbare Einführung durch Zentralbanken in anderen globalen Märkten gibt, stehen die lokalen Versicherer vor einer Herausforderung, der sie nicht gewachsen sind, so Fitch.
Es ist wichtig mitzuteilen, dass, wenn das Gesetz in seiner jetzigen Form umgesetzt wird, die Versicherungsunternehmen gezwungen sein werden, Bitcoin zu akzeptieren und zu entscheiden, ob sie die Kryptowährung halten oder verkaufen, wenn sie sie annehmen.
Wenn sie Bitcoin über einen längeren Zeitraum in ihren Bilanzen halten, setzen sie die ohnehin schon angeschlagene Versicherungsbranche El Salvadors der Volatilität und dem Risiko aus, das mit Kryptowährungen verbunden ist. Andererseits würde der sofortige Verkauf von Bitcoin bei Erhalt die Versicherer wertvolle Mittel kosten, die in strategischen Geschäftsbereichen hätten eingesetzt werden können.
Darüber hinaus hat El Salvador noch keinen regulatorischen und operativen Rahmen veröffentlicht, der klärt, ob Bitcoin sofort in USD umgewandelt werden können oder ob das Gesetz eine Mindesthaltedauer vorschreibt, was die Unklarheit für die Versicherungsbranche noch vergrößert.
"Die Regulierung scheint unnötig überstürzt zu sein und lässt den Versicherungsunternehmen nur sehr wenig Zeit, sich an die Anforderungen anzupassen, was ein zusätzliches Risiko für die Branche darstellt", so Fitch abschließend.