Wenn sich die Politik in den Bereich der digitalen Währungen einmischt, hinterlässt dies immer einen faden Beigeschmack. So auch beim sogenannten „E-Euro“.
Unionsschwestern möchten Staats-Coin schaffen
Dass die Unionsparteien in einem Eckpunktepapier die Einführung eines digitalen Euro fordern, rief ganz automatisch echte „Kryptofans“ auf den Plan. Die meisten Anleger, die Bitcoin, Ethereum und andere Coins in ihren Wallets haben, stehen staatlichen Interventionen kritisch gegenüber. Dies bezieht sich vielfach nicht allein auf mögliche Regulierungen. Auch eigene staatliche Ideen zu Kryptowährungen wie etwa in Argentinien oder Russland sind manchem Fan ein Dorn im Auge. Das Papier der CDU/CSU stößt also wie erwartet auf Kritik in der Branche. Unter anderem stellt das Papier die Frage, wie „die Vorteile der Blockchain-Technologie von der Schattenwirtschaft in legale und seriöse Geschäftsmodelle“ überführt werden können. Ein „digitaler Euro“ könnte aus Sicht der Politik die Lösung sein. Dass die Regierungsparteien mit dem Gedanken an eine eigene Digitalwährung spielen, sagt Branchenkenner vor allem eines: Das bestehende Angebot am Kryptomarkt hält die Politik für nicht seriös genug.
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Blockchain soll deutscher Wirtschaft helfen
Dieses „Über-einen-Kamm-Scheren“ ist der Grund, weshalb viele Insider das politische Vorhaben kritisieren. Wenn Parteien eine Alternative zu Bitcoin, Litecoin und anderen Blockchain-Systemen schaffen möchten, hinterlässt dies bei potenziellen Investoren am normalen Markt möglicherweise unnötige Zweifel. Zweifel daran, ob die Kryptobranche überhaupt seriöse Angebote bietet. Und genau dies ist falsch. Natürlich gibt es nicht ausnahmslos gute Dienstleister, unseriöse Unternehmen aber gibt es auch in der klassischen Bankenwelt. Ein zentrales Thema für die Politik ist die kommende Facebook Währung Libra. Sie verhilft dem Kryptomarkt dieser Tage zu neuen Höhenflüge. Die CDU/CSU-Fraktion will diesen Entwicklungen nun etwas entgegensetzen und die Blockchain selbst als Schlüsseltechnologie nutzen. Natürlich handelt es sich bei dem, was da im Papier „Zukunftstechnologie Blockchain – Chancen für Deutschland nutzen“ steht, um Ideen und Vorschläge. Währenddessen arbeiten viele Unternehmen selbst an Blockchain-Lösungen.
Wofür soll der E-Euro genutzt werden?
Dennoch werden Forderungen in Richtung Bundesbank zur Schaffung eines Digital-Euros lauter. Das Unions-Dokument spricht von einem Stablecoin mit Kopplung an den „realen“ Eurokurs. Für die Bundesbank selbst ist dies kein vollends neuer Gedankengang. Denn dort hatte man selbst schon über das Thema nachgedacht. Maßnahmen gibt es bisher nicht. Bundesbank-Präsident Weidmann äußerte zuletzt, eine digitale Währung der Zentralbank müsse „wohlüberlegt sein“. Verbraucher sollen der Unions-Initiative zufolge in den Genuss einer „regulierten und wertstabilen“ Digitalgeld-Version kommen. Das Papier ist genau genommen eine späte Reaktion auf die im Koalitionsvertrag angekündigte „Blockchain Strategie“. Vor allem für Unternehmen, so die Unionsparteien, eröffnet die Blockchain zukunftsweisende Chancen. Technologiefirmen könnten rascher wachsen. Die für das Papier Verantwortlichen möchten Deutschland in eine Art Pionierrolle bringen. Beispielsweise könnte es zukünftig ein Handelsregister auf Blockchain-Basis geben. Wichtig für eine mögliche Umsetzung der Papier-Konzepte: Die Regierung muss die kommenden Monate überstehen.
Featured Image: Von FrankHH | Shutterstock.com