Für manchen Krypto-Insider hat es überraschend lang gedauert, bis die Politik endlich vor den Gefahren der Facebook-Währung warnte. Nun aber ist es so weit.
Kommen Regulierungen im politischen Schulterschluss?
Während man beim IWF zuletzt keine Gefahren für das Finanzsystem durch Kryptowährungen sah, hieß es bei der Europäischen Zentralbank erst vor einigen Wochen, dass Währungen wie Bitcoin oder Ethereum durchaus „nützliche Assets” sein können. Rund um die Pläne des Social-Media-Unternehmens Facebook melden sich nun aber kritische Stimmen aus der Politwelt zu Wort. Dass die Plattform von Gründer Zuckerberg mit dem Libra einen global erfolgreichen Coin einführen wird, führt bei vielen Politikern zu Sorgenfalten. Insbesondere kommt die Kritik natürlich vonseiten führender Finanzpolitiker. Die Bedenken beziehen sich in erster Linie darauf, dass sich Facebook mit dem neuen Zahlungssystem die Position einer Art „Schattenbank“ sichern könnte. Im Risiko, Libra könnte mehr als eine Kryptowährung – nämlich eine regelrechte Staatswährung – werden, sieht beispielsweise der französische Finanzminister Le Maire Handlungsbedarf. Er ruft seine Kollegen der G7-Staaten darüber auf, für das Juli-Treffen einen entsprechenden Bericht zu formulieren.
Erfolgsgarantie durch das große Partner-Netzwerk?
Der Politiker hält es aktuell für sicher, dass Libra einen derart hohen internationalen Stellenwert bekommen wird. Dies liegt sicher nicht zuletzt daran, dass angeblich fast 100 Kooperationspartner wie eBay, Uber oder Visa zum kommenden Netzwerk rund um die Währung gehören werden. Durch diese Partnerschaften und die geplanten Sicherheitsvorkehrungen gegen drohende Kursschwankungen könnte der Token in der Tat zum führenden Stablecoin werden. So könnte Libra zu einem anerkannten Zahlungsmittel werden und somit etwas schaffen, was XRP und selbst dem Bitcoin noch gelungen ist. Auch im EU-Parlament gab es einige kritische Äußerungen mit Blick auf Libra. Immerhin kann Facebook mehr als zwei Mrd. Kunden vorweisen, die zum potentiellen Nutzerkreis gehören. Die Kritiker rufen vor allem die Regulierungsbehörden auf den Plan. Es müssten dringend regulatorische Maßnahmen ergriffen werden um zu verhindern, dass Facebooks Kryptowährung in einer Grauzone angesiedelt ist.
Greift die „Libra-Angst“ in der Bankenwelt um sich?
Nicht nur in Europa gibt es Bedenken. In den USA mehren sich ungeachtet des politischen Backgrounds Mahnungen dahingehend, dass Facebook „unreguliert und unkontrolliert“ wächst und auch zunehmend Einfluss auf die Finanzwelt gewinnt. Die Kritik geht dort so weit, dass es Forderungen nach einer Facebook-Anhörung vor dem US-Repräsentantenhaus in dieser Sache gibt. Es wäre bereits das zweite Erscheinen Zuckerbergs. Wenig überraschend: Innerhalb der Technologie-Welt stößt das Unterfangen weitgehend auf Zuspruch. Libra könnte neue Impulse für die gesamte Fintech-Branche setzen. Ein Knackpunkt, der auch in der Branche selbst diskutiert wird, ist Facebooks Entscheidungshoheit. Denn die hauseigene Libra-Stiftung konnte die Teilnahmebedingungen festlegen und bestimmte User ausschließen. Dies ist für die Bankenwelt sicher das kleinere Übel. Sie sehen eher zunehmende branchenfremde Konkurrenz. Während Banken Bitcoin und Co. bis dato nicht fürchten müssen, könnte Facebook endgültig einen digitalen Wandel bei Zahlungsmodellen und länderübergreifenden Währungen einläuten.
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