Bitcoin gilt aktuell als unhackbar – zumindest mit derzeitgen Mitteln und Ressourcen. Dennoch gibt es zahlreiche Meinungen, die den drohenden Tod von Bitcoin (erneut) vorhersagen. Die kritischen Berichte basieren auf der seit langem bestehenden Befürchtung, dass das Aufkommen von Quantencomputing die heutigen Verschlüsselungstechniken knacken und die Sicherheit von verteilten Ledger-Technologien, wie Bitcoin untergraben könnten.
Grundlage für die Theorien sind, wie in dem Panel durch die IBM-Experten diskutiert (Teil 1), Quantencomputer und das Moore’sche Gesetz, welches besagt, dass sich die Komplexität integrierter Schaltkreise mit minimalen Komponentenkosten regelmäßig (in einem Zeitraum zwischen 12 und 24 Monaten) verdoppelt. Anders ausgedrückt geht das Moore’sche Gesetz davon aus, dass sich die Transistoren auf einem Chip rund jedes Jahr verdoppeln, während sich die Kosten halbiern. Somit könnte eines Tages Quantencomputing so “günstig” sein, dass Hacker es verwenden, um Angriffe auf Blockchains vorzunehmen.
Obwohl die Blockchain nicht sofort gefährdet ist, könnte es also in der Zukunft so sein. Die Idee, dass Quanten-Computing die Blockchain “schlagen” kann, basiert außerdem auf der unbestreitbaren Tatsache, dass moderne Kryptographie-Standards weiterentwickelt werden müssen, sobald Quanten-Computing für die Massen leicht zugänglich werden. Während ein 51% Angriff auf die Bitcoin Blockchain aufgrund der gesamten Hash-Power des Netzwerkes derzeit undenkbar ist, könnte die frühzeitige Nutzung von Quantenrechenleistung durch Hacker dazu führen, dass eine 51%-Attacke realisierbar ist. Zwar sind die Chancen dafür vorerst minimal, allerdings gilt es auch zu bedenken, dass die Blockchain-Technologie selbst noch ziemlich jung ist.
Hintergrund der zuletzt aufgeflammten Diskussionen ist eine bereits im Januar dieses Jahres gemachte Ankündigung von IBM zur kommerziellen Einführung eines neuen Quantencomputersystems. Das von IBM angekündigte Q System One verwendet einen 20-Qubit-Chip, wobei das Unternehmen behauptet, dass das Gerät “für den kommerziellen Einsatz konzipiert” sei.
Obwohl IBM andeutet, dass der Computer physisch gekauft werden kann, ist das Gerät aber aufgrund der extremen Empfindlichkeit und des Klimas, das für den Betrieb von Quantenchips erforderlich ist, nur über die Cloud zugänglich. Laut Gizmodo bietet IBM auch “bereits Cloud-basierten Zugriff auf seine [Quanten-]Erfahrung, zu der auch der 20-Quadrat-Chip gehört”. Experten bezweifeln jedoch bisher die praktischen Einsatzmöglichkeiten für das 20-Qubit-System von IBM. Winfried Hensinger, Professor für Quantentechnologien an der University of Sussex erklärte, dass “es mehr ein Sprungbrett als ein praktischer Quantencomputer” ist.
Betrachten Sie es als eine Prototyp-Maschine, mit der Sie einige der Programme testen und weiterentwickeln können, die in Zukunft nützlich sein könnten.
Außerdem sprechen auch einige Argumente für die zukünftige Realisierbarkeit der Sicherheit der Blockchain-Technologie und Kryptowährungen, wie Bitcoin. So entwickeln derzeit zahlreiche Unternehmen genauso schnell an einer Quantenresistenz von heutigen Kryptographie-Standards.
Weiterhin arbeitet IBM selbst an einer eigenen Blockchain-basierten Technologie. Von daher wird das Unternehmen interessiert sein, die eigene Blockchain unhackbar und quantensicher zu machen. Das gebündelte Wissen über beide Technologien wird dazu beitragen, beide Technologien voranzubringen. Zwar wird nur die Zeit zeigen können, wie sich beide Technologie weiterentwickeln. Allerdings ist das Potenzial, dass Blockchain und Quantencomputer über IBM zusammenarbeiten, sehr wertvoll für die Krypto- und Blockchain-Industrie und die Wahrscheinlichkeit, dass die Blockchain-Technolgie durch Quantencomputer “zerstört” wird, wohl eher gering.
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