Bei zunehmender Nutzerzahl ist die Frage nach der Skalierbarkeit nicht weit. Wie viele Nutzer kann ein Netzwerk vertragen bis es zu langsam wird? Die Geschwindigkeit der Transaktion ist vor allem bei Kryptowährungen, die als digitales Zahlungsmittel verwendet werden, ein wichtiges Kriterium. Wir werfen daher einen Blick auf die wichtigsten Kryptowährungen und ihre Transaktionsgeschwindigkeit.
Ein großer Teil der Kryptowährungen dient als digitales Zahlungsmittel. Um im Kampf gegen andere Zahlungsmethoden wie PayPal oder Kreditkarten zu bestehen, muss das Netzwerk sehr leistungsfähig sein. Die Relevanz der Geschwindigkeit hat die Redaktion des Finanzportals Kreditkarte.net in ihrem Ratgeber „Kryptowährungen kaufen“ wie folgt zusammengefasst: „Gerade wenn es um den Einsatz der Cryptocoins als digitale Zahlungssysteme im realen Leben oder sogar zwischen Maschinen im „Internet of Things“ (IOT) geht, ist eine hohe Transaktionsgeschwindigkeit wichtig.“ Die Transaktionsgeschwindigkeit wird von der tatsächlichen Zeit der Bestätigung und von der Netzwerkkapazität beeinflusst.
Skalierbarkeit und Geschwindigkeit
Bereits zu Beginn der Entwicklung des Bitcoin wurde dieses Problem ersichtlich. Da die Blockchain allerdings unveränderbar ist, war eine unkomplizierte Lösung nicht möglich. Daher ist auch heute noch Bitcoin nur dazu in der Lage sieben Transaktionen pro Sekunde durchzuführen.
Die hässliche Fratze der schlechten Skalierbarkeit hat sich spätestens Ende 2018 gezeigt. Als die Kurse und die Teilnehmerzahlen Höchststände erreichten, taten es die Wartezeiten und Transaktionsgebühren ihnen nach.
Die Transaction Rate von Bitcoin, die beispielsweise bei Blockchain.com veröffentlicht wird, zeigt, dass in der Regel zwischen zwei und sechs Transaktionen pro Sekunde durchgeführt werden. Abhilfe schaffen soll zudem das Lightning Network, das weiter rasant wächst. Zum Vergleich: VISA führt eine Kapazität von 56.000 Transaktionen pro Sekunde an, aber nur rund 2.000 durch; zu Spitzenzeiten sind es 4.000.
Theoretische Werte nur unter idealen Bedingungen möglich
Man muss beachten, dass TPS, Bestätigungszeit und Skalierbarkeit im Allgemeinen zwar für die lang erwartete Masseneinführung wichtig sein könnten, aber nicht die einzigen Kriterien sind. Bei den neueren Kryptowährungen beansprucht die Mehrheit 50.000 Transaktionen pro Sekunde und mehr. Hierbei handelt es sich allerdings wie bei VISA ebenfalls nur um einen theoretischen Wert. Die tatsächliche Leistung ist in der Regel schwer zu messen – vor allem, da sich die neuen Kryptowährungen in einer sehr frühen Entwicklungsphase befinden.
Zu Analysezwecken werden Testnetze verwendet, die ideale Bedingungen in Bezug auf die Latenzzeit schaffen. Im realen Betrieb im Echtzeit-Verkehr stellt es sich anders dar. Sinnvoller ist es daher, die tatsächlichen, durchschnittlichen Transaktionsgeschwindigkeiten zu analysieren. Die folgende Übersicht zeigt die bekanntesten Kryptowährungen und ihre Transaktionen pro Sekunde an.
Kryptowährung | Theoretische TPS | Geschätzte TPS |
Bitcoin | 7 | 5 |
Cardano (ADA) | 5.000 | 50 |
DASH | 1.500 | 28 |
EOS | 3.996 | 50 |
Ethereum | ? | 15 |
IOTA | 800 | 45 |
Litecoin | 56 | 56 |
Ripple (XRP) | 50.000 | 1.500 |
Stellar (XLM) | 4.000 | 1.000 |
VISA | 56.000 | 2.000 |
PayPal | 450 | 193 |
Tabelle: Transaktionsgeschwindigkeiten bei Kryptowährungen
Ethereum skaliert trotz der großen Zahl an Minern nicht besonders gut. Eine Änderung ist mit dem Umstieg von Proof-of-Work (PoW) zu Proof-of-Stake (PoS) zu erwarten. XRP ist hingegen die Kryptowährung, mit der die meisten Transaktionen in einer Sekunde durchgeführt werden können. Bei Ripple handelt es sich jedoch nicht um eine Blockchain und vor allem um keine dezentrale Technologie. Stellar baut auf dem Ripple-Protokoll auf und kann in puncto TPS mithalten.
IOTA stellt zwar ebenfalls keine Blockchain dar, ist aufgrund seiner Tangle-Technologie dennoch sehr interessant. Die theoretischen TPS von 800 sind aber nicht das Ende. IOTA soll noch weiter skalierbar sein – angeblich sogar „unendlich“. Die aktuell durchgeführten Transaktionen sind jedoch noch längst nicht soweit. Die Zahlungsbestätigung dauert in der Regel zwei bis drei Minuten und die durchschnittlichen 45 Transaktionen pro Sekunde genügen nicht den Anforderungen an ein weit vernetztes Internet of Things.
Litecoin schafft zwar deutlich mehr TPS als Bitcoin, ist aber mit 56 TPS ebenfalls deutlich beschränkt. Eine Integration in das Lightning Network kann aber wie beim großen Bruder auch hier weitaus höhere Zahlen ermöglichen. DASH kann zurzeit nur etwa 28 Transaktionen pro Sekunde verarbeiten und benötigt für die Bestätigung rund 15 Minuten.
Bis Kryptowährungen als digitales Zahlungsmittel etablierte Lösungen ablösen können, wird es daher noch einige Zeit dauern. Bei den Transaktionen pro Sekunde kann PayPal bereits von vielen Coins übertroffen werden. Bis VISA überholt wird, müssen aber noch weitere technologische Voraussetzungen geschaffen werden. Das wird die Massenadaption und Einsatzgebiete (Stichwort: Internet of Things) maßgeblich beeinflussen.
Beitragsbild: Bis Bitcoins den Besitzer gewechselt haben, kann es je nach aktueller Nutzerzahl auch mal länger dauern. Bildquelle: geralt / Pixabay