Die Experten von Ernst & Young haben das zuständige Gericht informiert: Die Börse QuadrigaCX sollte endlich den Antrag auf Insolvenz stellen.
Insolvenz statt Überarbeitung der Konzernstrukturen
Eigentlich hatten viele Kunden gehabt, die Prüfer des per Gericht beauftragen Unternehmens Ernst & Young würden zu dem Ergebnis kommen, dass das kanadische Unternehmen QuadrigaCX eventuell doch noch zu retten. Nun aber deutet alles darauf hin, dass die Kunden der Börse für den Handel mit Bitcoin und anderen digitalen Währungen vielleicht endgültig auf die Dienste einer anderen Handelsplattform vertrauen müssen. Denn die EY-Spezialisten haben dem zuständigen Gerichtshof in Nova Scotia nun einen neuen Report vorgelegt. Es handelt sich genau genommen schon um den vierten Bericht im Zusammenhang mit einer möglichen Insolvenz der Kryptobörse. Die Analysten der Wirtschaftsprüfungsgesellschaft empfehlen nun das Einleiten des Insolvenzverfahrens. Eine Korrektur der bisherigen Strukturen hält man nach der Analyse also für wenig ergiebig. Dies widerspricht den Plänen des Unternehmens, das selbst noch im Februar die Abwendung der Insolvenz als Ziel angab.
Können Wallet-Inhalte noch gerettet werden?
Ein wesentliches Argument sind die „verschwundenen“ Kapitalbestände des Unternehmens. Schon Ende des Jahres war im Zusammenhang mit dem Tod des Börsengründers Gerald Cotten bekannt geworden, dass QuadrigaCX selbst keinen Zugriff mehr auf die Wallets der Firma und damit auf die Gelder habe. Cotten, so die Stellungnahmen der Börse, sei der einzige gewesen, der über die erforderlichen Zugangsdaten verfügte. Den Schuldenstand seiner Kundschaft gegenüber beziffert Beobachter auf mehr als 176 Millionen Euro. Den Prozess der Restrukturierung solle die Plattform auf Rat der Wirtschaftsprüfer hin am besten in ein Insolvenzverfahren umwandeln. Vorteilhaft wäre das Insolvenzverfahren nicht zuletzt für die Gläubiger. Sie mussten im März beispielsweise erfahren, dass etliche der Firma zugeordnete Cold Wallets leer sein sollen.
Versuch der Rettung von Kundengeldern
Denn der Insolvenzverwalter könnte in diesem Fall Besitz der Börse zu Geld machen, um Zahlungen an Kunden und Kreditgeber zu leisten. Und die Experten gehen im Bericht noch einen Schritt weiter. Innerhalb eines Insolvenzverfahren würden die tätigen Ermittler auch mehr Spielraum erhalten, um die Probleme im Hause Quadriga Coin Exchange zu lösen. Ein Antrag auf Erhaltung aller mit der Börse verbundenen Gelder wurde durch Ernst & Young ebenfalls mittlerweile gestellt. Dies würde sich auch auf das Vermögen aus dem Gründer-Nachlass beziehen. Aufgrund der Bedenken zu einer klaren Trennung zwischen Firmen- und Privatkapital wäre auch die Witze Cottens bzw. ihr Vermögen betroffen.
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