Nun wird die Deutsche Bundesbank also doch deutlicher. Libra, so der aktuelle Monatsbericht, sollte unbedingt behördlich unter Kontrolle stehen.
Bundesbank bezieht klarer Stellung zum Facebook Coin
Berichte zu Äußerungen zu Facebooks Libra aus dem Vorstand der Deutschen Bundesbank gab es in den vergangenen Wochen mehrfach. So hieß es zeitweise, eine Gefahr für die Stabilität des Finanzsystems sehe man durch die neue Kryptowährung nicht. Auch mit Blick auf digitale Währungen wie Litecoin oder Ethereum sah man keinen Anlass zu größeren Sorgen. Damit fielen die Einschätzungen weitaus weniger negativ aus als etwa die Stellungnahmen des US-Präsidenten. Donald Trump kritisierte Libra samt der Facebook Wallet Calibra wie auch etablierte Digitalwährungen aufs Heftigste. Er sprach sich zuletzt sogar für umfassende Regulierungen in den USA aus. Auch gegen ein Verbot hätte Trump seinen Worten zufolge nichts einzuwenden. Denn für ihn ist nur der US-Dollar eine „richtige“ Währung. Ein generelles Verbot fordert die Bundesbank nicht beim Thema Libra. Strenge Prüfungen hingegen befürwortet die deutsche Zentralbank aber durchaus. Facebooks Pläne für die eigene Währung samt Zahlungssystem, das beispielsweise in WhatsApp integriert werden soll, müssten zwingend untersucht werden.
Nationale und übernationale Währungshüter sind angesprochen
Gleich zwei Adressaten spricht die Bundesbank mit den aktuellen Aussagen zu Libra an. Auf der einen Seite sind dies Aufsichtsbehörden. An erster Stelle steht hier sicher die Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht (BaFin). Schließlich ist die Bundesbank eine deutsche Einrichtung. Auf der anderen Seite sollten sich unbedingt auch die Währungshüter – damit eben auch die Bundesbank – der Thematik annehmen. An dieser Stelle darf sich vom aktuellen Monatsbericht, der am heutigen Tag veröffentlicht wurde, auch die Europäische Zentralbank angesprochen werden. Der neue Bericht spricht vor allem Risiken wie die „Finanzstabilität“, aber auch die Zahlungssicherheit sowie die „Geldwertstabilität“ an. Ein weiterer Punkt scheint die Angst vor einer drohenden Monopolstellung für Facebook sein, sollte sich das System bei potenziellen einigen Milliarden Nutzern weltweit durchsetzen. Die Bundesbank ist in guter Gesellschaft, denn zuletzt hatten auch die Mitglieder der G7-Staaten Sorgen zum Ausdruck gebracht. Die Bundesbank sieht aber durchaus Handlungsbedarf bezüglich des Finanzmarktes an sich.
Mischen sich bald internationale Währungshüter ein?
Das bestehende System müsse modernisiert werden, nicht zuletzt müssten die Transaktionskosten für den Zahlungsverkehr in Zukunft sinken. Die Bundesbank-Analyse sieht immerhin eine theoretische Gefahr für die Notenbanken und das globale Finanzsystem. Daran ändert auch die Tatsache wenig, dass noch keineswegs sicher ist, inwieweit sich der Stablecoin aus dem Hause Facebook überhaupt wird durchsetzen können. Ein Unterschied zu digitalen Coins wie Bitcoin, Ripple oder Monero: Libra soll nach aktueller Informationslage als Stablecoin an gleich mehrere „reale“ Währungen gebunden sein. Dies garantiert eine Wertstabilität. Einen ähnlichen Ansatz, aber nur mit Kopplung an den US-Dollar, verfolgt seit einigen Monat die US-Bank JP Morgan. Sie hatte sich für die Einführung des JPM Coin entscheiden. Interessant wird nun sein, ob Facebook diese internationalen Bedenken in den kommenden Wochen zerstreuen kann. Oder folgen wirklich bald frühzeitige staatliche Interventionen, die das Vorhaben noch gefährden könnten?
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