Die Bitcoin-Geldschöpfung im Vergleich zum Fiatgeldsystem

Die Bitcoin-Geldschöpfung im Vergleich zum Fiatgeldsystem

By Benson Toti - Min. gelesen

Die nach Marktkapitalisierung größte Kryptowährung Bitcoin ist mittlerweile weltweit anerkannt, auch wenn es der Währung in puncto staatlicher Akzeptanz weitgehend fehlt. Ein wichtiges Thema für Interessenten ist die Frage der Geldschöpfung im Vergleich zu klassischen Devisen. Hier könnten Bitcoin und Fiatgeld kaum unterschiedlicher funktionieren.

Die Unterscheidung gelingt am besten, indem wir uns zunächst die Geldschöpfung und die Entstehung von Geld im Falle einer „realen“ Währung anschauen. Als naheliegendes Beispiel dient der Euro.

Hauptaufgabe der Geldschöpfung liegt bei Zentral- und Geschäftsbanken

Das Geldsystem setzt sich aus verschiedenen Ansätzen zusammen. Zum einen gibt es das Papiergeld. Für die Bestimmung der in Umlauf befindlichen Mengen zeichnet sich die Zentralbank verantwortlich.

Die Verteilung erfolgt über die Geschäftsbanken und ihr Automatennetz. Auf Ebene einzelner Länder entsteht das Euro-Münzgeld – dafür sind die Prägeanstalten verantwortlich. Der Staat kassiert die Differenz zwischen den Kosten für Prägung und Verteilung auf der einen und dem Nennwert (auch Nomimalwert) bei Ausgabe auf der anderen Seite.

Die dritte Variante der Fiatgeld-Geldschöpfung wird als Giralgeld bezeichnet. Fast 90 Prozent der gesamten Geldmenge werden inzwischen auf diesem digitalen Weg verwaltet und bewegt. Dieses Kapital wird von Geschäftsbanken verteilt, was insbesondere mittels Kreditvergabe geschieht. Aus dem geliehenen Geld der Zentralbanken können Banken so etwa Giralgeld mit dem Faktor 40 generieren.


Zentralbanken können jederzeit neue Geldreserven schaffen

Ein interessanter Aspekt beim Giralgeld: Zentralbanken können Geld aus dem Nichts erschaffen. Hohe Kosten oder ein allzu großer bürokratischer Aufwand? Fehlanzeige. Die Zentralbanken können frei schalten und walten.

Die vergangene Banken- und Wirtschaftskrise ab 2007 hat gezeigt, dass die Banken die „Druckmaschinen“ nur allzu gerne anwerfen, sobald sich aufkeimende Krisen ankündigen. So entsteht billiges Geld, das Geschäftsbanken preiswert im großen Stil zur Stabilisierung der Wirtschaft und Konsumanregung vergeben. Über Sinn und Erfolg dieser Maßnahmen soll nicht diskutiert werden. Es gibt Wirtschaftsexperten, die dieser Geldpolitik kritisch gegenüberstehen und stärkere staatliche Einflussnahme verlangen.

Der Hinweis, das Giralgeld gewissermaßen „aus dem Leeren“ geschöpft werden kann, ist aber in der Gegenüberstellung zur Kryptowährung unverzichtbar, wie wir im weiteren Verlauf noch genau erkennen werden.

Bitcoins entstehen innerhalb der Community

Die Geldschöpfung beim Bitcoin erfolgt hingegen gänzlich anders. Der zentrale Begriff in diesem Fall ist das sogenannte Mining, das als „Schürfen“ ins Deutsche übersetzt werden kann. Die Entwickler haben von Anfang an eine Maximalmenge von 21 Millionen Bitcoins definiert. Gedacht war diese Deckelung unter anderem mit Blick auf eine möglichst hohe Inflationssicherheit.

„Miner“ sorgen für die Entstehung neuer Blöcke innerhalb der Bitcoin-Blockchain. Eine unendliche Geldschöpfung wie bei Fiatgeld schließt das Bitcoin-Universum also aus. So wird für eine Stabilität bei der reinen Geldmenge gesorgt – Kursverluste schließt dieses System nicht aus, wie die vergangenen Monate bei der Bitcoin-Kursentwicklung gezeigt haben.

So gelingt das Mining von Bitcoins in der Praxis

Der Prozess des Minings vollzieht sich wie folgt: Miner stellen über ihre Rechnersysteme Leistung bereit, die für die Verarbeitung von Transaktionen sowie zur Netzwerk-Synchronisierung und letztlich zur Absicherung benötigt wird. Dieser Prozess innerhalb der Cloud (daher rührt auch der Begriff „Cloud-Mining“) kann von jedem Ort der Welt aus erfolgen.

User, die am Mining partizipieren, werden in Form kleinerer Bitcoin-Anteile entlohnt. Wie hoch die Belohnung im Einzelnen ausfällt, entscheidet die bereitgestellte Rechenleistung. Miner bestätigen innerhalb der Blockchain auflaufende Transaktionen, die im „Kontobuch“ notiert werden. Das Buch umfasst alle bisher entstandenen Blocks.

Durch die Kontrollmechanismen im Rahmen des Minings sind gefälschte Blocks weitgehend ausgeschlossen. Neben dem erwähnten Cloudmining, für das eigentlich nur eine Krypto-Wallet und ein gemieteter Cloud-Zugang benötigt wird, gibt es das „ASIC-Mining“. Mit guten Grafikkarten und speziellen Computer-Chips minen professielle User selbst am Rechner Bitcoins.


Viele Coins gehen in der digitalen Welt nach dem Mining verloren

Ein Aspekt, der rund um das Mining nicht verschwiegen werden darf, sind System-interne Verluste. Aktuellen Studien zufolge kommt es immer zum Verschwinden von Coins. Beispielsweise geschieht dies, wenn Konten auf Handelsplattformen und Krypto-Wallets gehackt werden.

Einige Analysen gehen davon aus, dass bis zu vier Millionen Coins für immer verloren sind. Diese Verluste gehen nicht allein auf das Konto Krimineller. Anleger, die vor Jahren Geld in Bitcoins investiert und diese Investments vergessen oder Zugangsdaten verloren haben, sind ebenso mitverantwortlich für den Verlust. Sicher ist: Wenn 2040 alle geplanten Coins geschürft sind, wird die Zahl der verfügbaren Bitcoins deutlich unter der Zahl von 21 Millionen liegen.

Der offensichtlichste Unterschied zwischen Fiatgeld und Kryptowährungen ist bei der Geldschöpfung vorrangig in der aktiven Mitwirkung der User bei der Digitalwährung zu sehen. Beim Fiatgeld reguliert allein die (über-) nationale Bankenwelt die Geldmenge am Markt.

Der Kurs von Bitcoin verzeichnet zum Redaktionszeitpunkt (07:00 Uhr) einen minimalen Kursrückgang von – 1,58 Prozent auf einen Preis von 5.710,11 Euro. Die Marktdominanz beträgt 53,8 Prozent.

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