Der Richter des New York Supreme Court, Joel M. Cohen, hat entschieden, die einstweilige Verfügung gegen die Unternehmen hinter Bitfinex und Tether, die er im Mai eingereicht hatte, um weitere 90 Tage zu verlängern. Der Richter wird letztendlich entweder die Untersuchung der NYAG gegen Bitfinex und Tether bestätigen oder ablehnen. Im Mittelpunkt des Streits steht die Frage, ob die NYAG befugt ist, ihre Vorwürfe zu verfolgen oder nicht.
Seit 2017 steht Tether in Bezug auf die Deckung von Tether (USDT) durch den US-Dollar im Visier von Mitgliedern der Kryptowährungsgemeinschaft und auch den amerikanischen Behörden. Historisch gesehen behauptete das Unternehmen hinter dem Stablecoin stets, dass jede ausgegebene USDT-Münze 1:1 mit dem US-Dollar gedeckt ist, was aktuell mehr als 4 Milliarden Dollar sind. Anfang März entdeckten investigative Mitglieder der Krypto-Community jedoch, dass Tether stillschweigend seinen Anspruch, jede USDT mit US-Dollars zu unterstützen, aufgehoben hatte.
Diese Vermutung bestätigte sich, als bekannt wurde, dass Bitfinex über 850 Millionen Dollar an Tether-Rücklagen verwendet hatte, um die Verluste der Plattform zu decken. Infolge dessen warf die New Yorker Staatsanwaltschaft (NYAG) Tether und Bitfinex vor, Investoren zu betrügen, da die Börse direkt Vermögenswerte verwendete, die zur Unterstützung der Bewertung von USDT verpfändet worden waren. Darüber hinaus wirft die New Yorker Staatsanwaltschaft Bitfinex vor, dass sie illegal Geschäftsaktivitäten im Bundesstaat New York durchgeführt hätten.
Die nun gestern stattgefundene Gerichtsverhandlung sollte Klarheit bringen. Anstatt eine Entscheidung zu treffen, entschied sich Richter Joel M. Cohen aber dafür, die Entscheidung zu vertagen. Cohen wies darauf hin, dass er mehr Zeit für die Überprüfung des Falles benötigt. Die NYAG hatte beantragt, dass Bitfinex und Tether Dokumente im Zusammenhang mit dem angeblichen Darlehen in Höhe von 850 Millionen US-Dollar an die NYAG zu übergeben haben.
Bitfinex und Tether fordern eineAbweisung des Falles. Die NYAG strebt hingegen danach die Freigabe der Dokumenten zu erreichen, die ihrer Meinung nach entscheidend dafür sind, genau zu verstehen, wie und zu welchem Zweck das Darlehen in Höhe von 850 Millionen Dollar ausgegeben wurde.
Bitfinex ist von Skandalen geplagt
Am vergangenen Freitag gab Bitfinex zu, dass ein in den USA ansässiger Kunde erfolgreich einen Workaround für die Beschränkungen des Bitfinex Handels gefunden hatte. Eine Stellungnahme der Bitfinex-Website erklärte dies:
Wir haben nun diesen Benutzer identifiziert. Wir haben die IP-Adresse dieses Benutzers korrekt als in den USA angegeben. Ungeachtet der US-IP-Adresse – die gegebenenfalls von Bitfinex-Kunden verwendet werden kann – zeigen unsere Systemprotokolle, dass dieser Benutzer uns mehrmals versichert hat, dass er kein Einzelner mit Wohnsitz in den USA war. Diese Person hat Bitfinex mehrfach belogen, ihren Standort absichtlich und zu Unrecht verschleiert und unsere Nutzungsbedingungen in flagranter Weise verletzt.
Mögliche Auswirkungen einer Entscheidung
Das Urteil könnte sich zumindest kurzfristig auf den Bitcoin-Preis auswirken. Ein negatives Ergebnis für iFinex – die Muttergesellschaft von Bitfinex – könnte die Börse und Tether für weitere Klagen öffnen, worauf Krypto-Investoren und der gesamte Markt sehr negativ reagieren könnten. Ein entsprechendes Urteil könnte zu einem massiven Ausstieg aus USDT-Positionen führen, was kurzfristig höchstwahrscheinlich zu Gewinnen beim Bitcoin-Preis führt, dass USDT gegen BTC getradet wird. Dasselbe könnte auch mit den Altcoins geschehen, die einen temporären Impuls bekommen könnten. Ob eine negative Entscheidung jedoch langfristig für den Kryptomarkt positiv wäre, steht zumindest in Frage, da der Markt stark von Tether abhängig ist.
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