Im Ranking der kryptofreundlichsten Länder der Welt steht Deutschland an der Spitze. Zu diesem Schluss kommt jedenfalls der Branchendienst Coincub in seiner jährlichen Auswertung. Nirgendwo sonst ist das Investitionsklima für Krypto-Anleger so gut. Ihre Spitzenposition hat die Bundesrepublik vor allem der Tatsache zu verdanken, dass viele der großen Banken ins Kryptogeschäft eingestiegen sind. Aber auch ein stabiles regulatorisches Umfeld und andere Faktoren tragen dazu bei.
Hohe Akzeptanz bei Finanzinstituten
Das etablierte Finanzwesen hat lange Zeit skeptisch auf Kryptowährungen geblickt. In den letzten Jahren hat aber ausgerechnet im konservativen Deutschland ein Umdenken eingesetzt. Zahlreiche Finanzinstitute haben Interesse an Bitcoin und anderen Währungen bekundet. Als erste kündigten im Dezember 2021 die Sparkassen an, dass sie ihren Kunden den Handel mit Kryptowährungen ermöglichen wollen. Auch die Commerzbank, die drittgrößte Bank Deutschlands, beantragte 2022 eine Verwahrlizenz für Kryptowährungen. Die ersten tatsächlichen Pilotprojekte starteten allerdings die Volksbanken-Raiffeisenbanken. So bietet die Volksbank Bayern Mitte ihren Kunden eine umfangreiche Kryptoberatung und ein Portal zum Kauf von Bitcoins. Außerdem stellt sie ein eigenes Wallet zur Verfügung. Die Volksbank Mittelhessen bietet die Möglichkeit, über ein Partnerprogramm Kryptowährungen an der Börse Stuttgart zu kaufen. International gibt es bisher nur wenige Banken, die sich so umfangreich auf dem Kryptomarkt engagieren.
Vorreiter bei Krypto-Regulierung und Blockchain-Strategie
Deutschland ist auch deshalb ein attraktiver Krypto-Standort, weil die Politik das Potential von Kryptowährungen frühzeitig erkannt hat. Deshalb hat Deutschland seinen Kryptomarkt als eines der ersten Länder reguliert und so Rechtssicherheit geschaffen. Probleme wie in den USA müssen Anleger deshalb nicht befürchten. Wie coin-update berichtet liegen Krypto-Marktplätze dort mit den Aufsichtsbehörden im Dauerstreit. Das bremst insbesondere die Verbreitung von Altcoins aus. In Deutschland herrschen hingegen klare Verhältnisse. Die Bundesregierung beschloss schon 2019 eine einheitliche Blockchain-Strategie, was damals weltweit ein Novum darstellte. Und während die EU noch über die MiCA-Richtlinie verhandelte, schuf Deutschland bereits Tatsachen. 2019 erkannte die BaFin Kryptowährungen als Zahlungsmittel an, sodass für die Branche dieselben Geldwäscheregeln und Know-Your-Customer-Vorgaben galten wie für alle anderen Finanzprodukte. Seit 2020 können Unternehmen eine Kryptoverwahrlizenz bei der Finanzaufsicht beantragen. Der Prozess ist zwar aufwendig. Ist er aber einmal abgeschlossen, sind Unternehmer und Kunden auf der sicheren Seite.
Starke Verbreitung in der Bevölkerung
Auch bei Privatpersonen ist der Besitz von Kryptowährungen weitverbreitet. Es gibt weltweit nicht viele Länder, in denen mehr Bürger Coins besitzen, deutlich weiter sind nur die USA und Singapur. Einer von 20 Deutschen hält mindestens eine Kryptowährung. Besonders unter Gutverdienern ist ein Krypto-Portfolio gang und gäbe. Die Mehrheit der Kryptobesitzer nutzt Coins nicht nur als Anlageobjekt, sondern bezahlt auch Einkäufe oder Dienstleistungen damit. Nachholbedarf gibt es allerdings bei der Altersgruppe ab 45 aufwärts. Dort ist der Besitz von Kryptowährungen eine Seltenheit. Das liegt unter anderem daran, dass die älteren Generationen die Technologie dahinter nur unzureichend verstehen. Ein weiteres Problem ist, dass in Deutschland noch zu wenige Unternehmen Bitcoin als Zahlungsmittel akzeptieren.
Wichtiger Standort für Krypto-Mining
Auch wenn es kaum bekannt ist: Deutschland ist ein wichtiger Standort für Krypto-Mining. Zwar teilen sich die USA, China und Kasachstan den Löwenanteil bei der Hashrate, sie sind zusammen für mehr als 70 % des Outputs verantwortlich. Aber mit einem Anteil von 3 % liegt Deutschland global gesehen immer noch an sechster Stelle. Im europäischen Raum ist Deutschland neben Irland das einzige Land mit nennenswerter Mining-Aktivität. Das ist insbesondere deshalb bemerkenswert, weil die Energiekosten in Deutschland vergleichsweise hoch sind. Das senkt die Gewinnspanne beim energieintensiven Bitcoin-Mining. In Sachen Nachhaltigkeit nimmt Deutschland hingegen eine führende Rolle ein: Der größte Mining-Betreiber, Northern Data, betreibt seine Rechenzentren fast ausschließlich mit Strom aus erneuerbaren Energien.
Deutschlands Konkurrenten an der Weltspitze
Auch wenn Deutschland aktuell an der Spitze des Rankings liegt, ist es nicht das einzige Land mit einer florierenden Kryptowirtschaft. Als Sitz zahlreicher Kryptounternehmen spielen auch die USA eine wichtige Rolle. Weil es dort besonders viele IT-Fachkräfte gibt, sind die USA auch der Vorreiter bei der Weiterentwicklung der Blockchain-Technologie und bei ICOs. Auch Singapur ist ein echter Krypto-Hotspot. Das Land ist eines der wichtigsten Handels- und Finanzzentren der Welt. Vor allem aber lockt es Investoren mit niedrigen Steuersätzen an. Weitere führende Krypto-Nationen sind Hongkong, die Schweiz und die Vereinigten Arabischen Emirate.
Kryptowährungen als Zugpferd für die Wirtschaft?
Die deutsche Vorreiterrolle bei Kryptowährungen und bei der Blockchain-Technologie könnte sich schon bald auszahlen. Denn das Web3 gewinnt zunehmend an Bedeutung. Deutschland baut gerade das Fundament dafür auf, sich diese Entwicklung zunutze zu machen. Der verbindliche Rechtsrahmen und die strenge Finanzaufsicht sorgen dafür, dass Krypto-Dienstleistungen „Made in Germany“ einen guten Ruf genießen. Und durch ihren Erfahrungsvorsprung sind deutsche Unternehmen schon jetzt besonders konkurrenzfähig.