Die Einführung eines potenziellen digitalen Euro wird nach Angaben der Präsidentin der Europäischen Zentralbank frühestens Mitte dieses Jahrzehnts erfolgen
Die Präsidentin der Europäischen Zentralbank, Christine Lagarde, hat bestätigt, dass die Bank die Möglichkeit zur Entwicklung eines digitalen Euro in Betracht zieht. Die Entscheidung für oder gegen die Schaffung einer digitalen Währung soll im Sommer getroffen werden. Lagarde bekräftigte, die digitale Währung werde das derzeitige Kassensystem nicht ersetzen.
Wenn die europäischen politischen Entscheidungsträger der Einführung der digitalen Währung zustimmen, wird die Entwicklung nach Ansicht von Lagarde etwa vier Jahre dauern. Aufgrund dieser Schätzung kann man mit Sicherheit den Schluss ziehen, dass der digitale Euro gegen Mitte dieses Jahrzehnts eintreffen wird, wenn er noch vor Jahresende genehmigt wird.
In einem Interview mit Bloomberg TV erklärte die EZB-Präsidentin gestern, das Ziel sei die Sicherstellung, dass der gesamte Prozess auch dann richtig verläuft, wenn es eine Weile dauern wird. Ihre geschätzte Zeitachse berücksichtigt die verschiedenen langen Phasen, in denen Entscheidungen zu treffen sind.
„Wir müssen sicherstellen, dass wir es richtig machen – wir schulden es den Europäern“, sagte sie. „Der gesamte Prozess – seien wir realistisch – wird meiner Ansicht nach weitere vier Jahre dauern, vielleicht etwas länger.“
Die Bank wird voraussichtlich die Ergebnisse einer Überprüfung von 8.000 Antworten liefern, die während des Konsultationsprozesses zur Schaffung und Einführung einer digitalen Währung eingereicht wurden. Der Analysebericht wird an das Europäische Parlament und anschließend an den EZB-Rat weitergeleitet. Dort wird die Entscheidung getroffen, ob der Prozess fortgesetzt oder unterbrochen wird.
Die erste Entscheidung wird sein, zu bestimmen, ob mit dem Experimentieren der digitalen Währung fortgefahren werden soll oder nicht. Eine zweite Entscheidung zur Beseitigung der Unsicherheiten bei der Einführung der Währung wird sechs bis zwölf Monate später erfolgen. Lagarde erklärte, dieser Ansatz stelle sicher, dass das System nicht beeinträchtigt wird.
„Es ist ein technisches Unterfangen sowie eine grundlegende Veränderung. Wir müssen sicherstellen, dass wir das System nicht zerstören, sondern dieses verbessern.“
Mehrere Zentralbanken weltweit untersuchen die Machbarkeit digitaler Währungen, von denen sich einige in einem fortgeschrittenen Entwicklungsstadium befinden. Lagarde wies darauf hin, dass sie die digitale Währung der Bahamas, den Sanddollar, genau überwachen werde. Obwohl die Sanddollarwährung digital ist, ist sie per se nicht dezentralisiert, da sie von der Zentralbank der Bahamas reguliert wird.