Nicht alle Zentralbanken der Welt vertreten die gleiche Meinung wenn es um das Thema der Kryptowährungen geht. Die Europäische Zentralbank bezeichnete Bitcoin zuletzt als hochspekulatives und riskante Anlageform, die keine staatliche Absicherung besitzt. In einem neuem Dokument scheinen sich die Wogen zu glätten und die EZB schlägt einen versöhnlicheren Kurs ein.
Die Europäische Zentralbank, die auch die Geldpolitik der Eurozone verwaltet, hat kürzlich einen Bericht mit dem Titel “Krypto-Assets: Auswirkungen auf die Finanzstabilität, die Geldpolitik sowie die Zahlungs- und Marktinfrastrukturen” veröffentlicht. Der über 40-seitige Bericht befasst sich mit den Auswirkungen zahlreicher Kryptowährungen auf die Finanzstabilität in Europa, die Geldpolitik, den Zahlungsverkehr und die aktuellen Martkstrukturen. Die EZB erkannt Bitcoin als das wichtigste Asset and und betrachtet außerdem drei weitere Kryptos näher: Etheruem (ETH), XRP und Bitcoin Cash (BCH), die für die derzeitige Nutzung weltweit ihrer Meinung nach als relevant einzustufen sind (frei übersetzt):
Bitcoin ist weiterhin führend in Bezug auf Marktkapitalisierung, Nutzerbasis und Beliebtheit. Es gibt rund 1.900 Crypto-Assets (Stand: 7. April 2013). Bitcoin Cash gilt neben Bitcoin, Ether, Ripple als das wichtigste [digitale Asset] in Bezug auf Nutzung, Marktkapitalisierung oder Vielfalt von Geschäftsmodellen.
Die EZB erkkent Kryptowährungen nicht als tatsächliche Währungen an und bezeichnet sie schlicht und weg als “Kryptowährungen”, die auf den Märkten gekauft und verkauft werden können. Der Bericht führt dazu aus (frei übersetzt):
Eine neue Art von Vermögenswerten, die in digitaler Form erfasst und durch die Verwendung von Kryptografie ermöglicht werden und keine finanzielle Forderung oder Haftung eines identifizierbaren Unternehmens darstellen.
Krypto-Assets stellen weiterhin eine relativ kleine Assetklasse mit einer Marktkapitalisierung von rund 250 Milliarden USD dar. Die EZB kommt eindeutig zu dem Schluss, dass Kryptowährungen keine Bedrohung für das Finanzsystem darstellen. Diese Information ist nicht neu und war bereits Bestandteil vergangener Berichte (frei übersetzt):
Die ICA-TF-Analyse zeigt, dass Kryptoaktiva derzeit keine unmittelbare Bedrohung für die Finanzstabilität des Euroraums darstellen. Ihr kombinierter Wert ist im Verhältnis zum Finanzsystem gering, und ihre Verbindungen zum Finanzsektor sind immer noch begrenzt.
Die EZB unterscheidet zwischen Blockchain- und Crypto-Assets und vertritt die Ansicht, dass die Blockchain-technologie auch ohne Kryptowährungen implementiert werden kann. Die Bank nimmt jedoch eine sehr wertneutrale Haltung ein und betont erneut, dass der komplette Euroraum auf jeden Fall überwacht werden sollte, da die Marktkapitalisierung dieser Assetklasse und die Verstrickung zum traditionellen Finanzsystem systematisch steigen könnte (frei übersetzt):
Der Sektor erfordert dennoch eine kontinuierliche sorgfältige Überwachung, da die Marktentwicklungen dynamisch sind und die Verknüpfungen mit dem weiteren Finanzsektor in Zukunft möglicherweise auf ein höheres Niveau steigen werden.
Insgesamt sieht die EZB derzeit keinen weiteren Handlungsbedarf um den Markt übermäßig zu regulieren oder andere Maßnahmen zu ergreifen, die das Wachstum von Bitcoin und Co. beeinträchtigen oder in eine falsche Richtung lenken könnte. Dementsprechend ist das Ergebnis dieses aktuellen Berichts aus Sicht von Bitcoinsupportern als positiv anzusehen. Dennoch beschreiben viele Experten der Branche, dass vor allem eine eindeutige Reguliereung in den USA für Klarheit unter institutionellen Investoren sorgen könnte und damit den Markt für neues Kapital öffnen würde. Ob und wann eine etwaige Regulierung in den Vereinigten Staaten kommen wird bleibt jedoch vorerst abzuwarten.
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